Viele Menschen, die mich kennenlernen, merken schnell: Ich gehe mit Hunden ein bisschen anders um.
Nicht, weil ich es mir ausgesucht habe, sondern weil mich die Tiere selbst dahin geführt haben.
Nach über zwei Jahrzehnten in der Arbeit mit Mensch und Tier habe ich erlebt, dass altes Wissen oft nicht mehr trägt.
Es braucht kein neues Konzept, sondern Bewusstsein – ein anderes Hinsehen, ein ehrlicheres Verstehen.
Ich teile hier meine Erfahrungen, Beobachtungen und Gedanken – als Einladung, den eigenen Weg mit dem Hund neu zu betrachten.
Wenn alte Trainingsansätze an ihre Grenzen stoßen
Es gibt Momente, da merke ich, dass wir in der Hundewelt noch immer auf alten Wegen unterwegs sind. Wege, die vielleicht früher funktioniert haben – oder besser gesagt, funktioniert haben sollen.
Doch gerade dort, wo Hunde als „schwierig“, „aggressiv“ oder gar „unerziehbar“ gelten, zeigt sich: viele dieser Ansätze greifen zu kurz.
Hunde werden schnell in Schubladen gesteckt – „Krawallbürste“, „Sausack“, „aus zweiter Hand“.
Solche Etiketten mögen im ersten Moment harmlos klingen, doch sie lenken den Blick weg vom Wesentlichen: vom Lebewesen selbst, von seinen Erfahrungen, seinen Bedürfnissen, seiner Art zu kommunizieren.
Wenn Training zum Kampf wird
Viele Trainingsmethoden basieren noch immer auf Ritualen, Konditionierungen und Gehorsam.
Doch was, wenn genau das nicht funktioniert?
Was, wenn ein Hund gar nicht „ungehorsam“ ist, sondern schlicht überfordert, weil er nicht versteht, was sein Mensch von ihm will?
Ich begegne solchen Situationen häufig:
Ein Hund, der draußen jeden anbellt, an der Leine zieht oder sogar schnappt, kann zuhause das sanfteste Wesen sein.
Das hat nichts mit Bosheit oder Dominanz zu tun – es ist Ausdruck von Unsicherheit, Stress oder einem Kommunikationsproblem.
Druck, Strenge oder gar Aggression lösen das nicht.
Sie verstärken das Gefühl von Unsicherheit – und führen unweigerlich zu noch mehr Spannung.
Kommunikation statt Korrektur
Nur, weil du keine Befehle wie „Nein“ oder „Aus“ benutzt, heißt das nicht, dass du keine Grenzen setzt.
Im Gegenteil: Grenzen entstehen durch Klarheit, Präsenz und Körpersprache – nicht durch Lautstärke oder Strafe.
Viele Hunde werden „übermütig“, weil sie schlicht nicht verstehen, was gemeint ist.
Ihre Menschen wiederum sind unsicher, schwanken zwischen Konsequenz und Nachsicht – und senden dadurch widersprüchliche Signale.
Ich erinnere mich, wie hilfreich es war, mich selbst einmal mit der Kamera zu beobachten.
Erst da wurde mir bewusst, wie viele meiner Gesten unklar oder unbewusst waren.
Kleine Veränderungen in der Haltung, der Atmung oder der Energie haben oft mehr bewirkt als jede Technik.
Wenn alte Muster sichtbar werden
Auch heute treffe ich immer wieder auf Menschen, die überzeugt sind, dass ein „Klaps“ oder „ein bisschen Strenge“ noch niemandem geschadet hat.
Doch wenn wir ehrlich hinschauen, sehen wir oft, dass genau dort Verletzungen entstanden sind – nicht unbedingt sichtbar, aber spürbar.
Es ist kein Verurteilen, sondern ein Einladen zum Nachdenken.
Alte Methoden haben ihren Platz in der Geschichte, aber sie dürfen sich weiterentwickeln.
Wir wissen heute mehr über Emotion, Bindung und Kommunikation – und wir dürfen dieses Wissen nutzen.
Beziehung statt Erziehung
Die meisten Herausforderungen entstehen, wenn Mensch und Hund aneinander vorbeireden.
Ein Hund, der draußen aufdreht, ist oft nicht „stur“, sondern spiegelt die innere Unruhe seines Menschen.
Ein anderer, der alles frisst, was er findet, versteht schlicht nicht, warum etwas, das „herumliegt“, tabu sein soll.
Wenn wir beginnen, Verhalten als Sprache zu verstehen, verändert sich alles.
Dann geht es nicht mehr um Kontrolle, sondern um Vertrauen.
Nicht um „Funktionieren“, sondern um Beziehung.
Ich habe irgendwann aufgehört, zu trainieren – und angefangen, zu beobachten, zu spüren und zu spielen.
Nach und nach wurde aus Reaktion Beziehung, aus Kontrolle Vertrauen.
Echte Sozialisierung – ein oft missverstandenes Wort
„Sozialisierung“ heißt nicht, Hunde sich selbst zu überlassen, bis sie „es untereinander klären“.
Es bedeutet, Begegnungen so zu gestalten, dass Sicherheit, Respekt und positive Erfahrungen möglich sind.
Wenn Auseinandersetzungen auf dem Hundeplatz als normal gelten, verfehlen wir genau das.
Echte Sozialisierung heißt: verstehen, führen, begleiten – ohne Druck, ohne Bewertung.
Bewusst führen – bewusst wachsen
Manchmal braucht es nur einen kleinen Perspektivwechsel:
Weg vom Funktionieren hin zu echtem Verstehen.
Denn jeder Hund, der uns herausfordert, hält gleichzeitig einen Spiegel bereit.
Er zeigt, wo wir selbst unsicher sind, wo wir zu schnell reagieren oder wo wir noch alte Muster wiederholen.
Diese Prozesse können unbequem sein – und gleichzeitig sind sie eine große Chance.
Für mehr Bewusstsein, mehr Ruhe, mehr Vertrauen.
Und für eine Beziehung, die auf Gegenseitigkeit beruht.
Mein heutiger Ansatz
Klassisches Hundetraining war noch nie mein Ding, habe es aber versucht und schnell gemerkt, dass es für bestimmte Hunde nicht der richtige Weg ist.
Das, was ich tue, ist ein Raum für Bewusstsein, für Wahrnehmung, für Verbindung.
In meinen Impulsgesprächen geht es nicht darum, Verhaltensprobleme zu „lösen“, sondern zu verstehen, was sie zeigen.
Es geht darum, wieder in Kontakt zu kommen – mit sich selbst und mit dem Tier an der Seite, oft erst durch das Tier.
Denn dort, wo Mensch und Hund sich wirklich begegnen, geschieht Veränderung ganz von allein.
Fragen, die dich weiterbringen können
-
Was möchtest du, dass dein Hund wirklich versteht?
-
Wie klar ist deine eigene Energie im Alltag?
-
Wo reagierst du, statt bewusst zu handeln?
-
Was verändert sich, wenn du beginnst, hinzuschauen statt zu korrigieren?
Zum Schluss
Ich weiß, dieser Weg ist kein leichter, aber ein ehrlicher.
Er führt dich nicht zu „mehr Kontrolle“, sondern zu mehr Verbindung.
Und genau dort liegt die wahre Veränderung – leise, klar, echt.
Für alle, die mich noch nicht kennen:
Ich bin Carola, Impulsgeberin und Begleiterin auf dem Weg zu mehr Bewusstsein zwischen Mensch und Tier.
Seit über 20 Jahren arbeite ich mit feinfühligen Menschen und ihren Hunden, heute vor allem in Form von SOUL2SOUL Impulsgesprächen – einem Raum, in dem du dich und deinen Hund neu verstehen lernst.
Wenn du spürst, dass dich das anspricht,
dann lass uns gemeinsam hinschauen – ruhig, ehrlich, ohne Bewertung.
Nicht, um Fehler zu finden, sondern um zu erkennen, was euer Miteinander wirklich braucht.
💬 Teile gern in den Kommentaren, was dich gerade beschäftigt oder welche Erfahrungen du mit alten Trainingsansätzen gemacht hast.
Vielleicht ist genau das der Anfang für einen neuen, bewussteren Weg mit deinem Hund.